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Zürich - Selbstfahrende Privatautos stossen auf grosses Interesse und könnten zu mehr Verkehr führen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der ETH Zürich, die das Aufkommen autonomer Fahrzeuge in der Stadt Zürich simuliert hat. Es widerspricht bisherigen Prognosen.

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) hat im Auftrag der Schweizerischen Vereinigung der Verkehrsingenieure und -experten (SVI) und finanziert vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) zukünftige Verkehrsszenarien untersucht. Dabei wurde simuliert, wie sich das Verkehrsaufkommen in Zürich durch die Einführung von automatisierten Taxis im Zeithorizont von 20 Jahren verändern könnte.

Bisherige Studien weltweit prognostizierten, dass die Einführung von selbstfahrenden Taxis zu einem Rückgang von Autos auf den Strassen führen dürfte. Die ETH-Forscher kommen nun zu einem anderen Ergebnis. Ihnen zufolge gingen bisherige Studien von einer zu hohen Nachfrage nach automatisierten Taxidiensten aus, weil sie Präferenzen von Nutzern bezüglich Flexibilität, Kosten und Wartezeiten nicht berücksichtigten.

Selbstfahrende Taxis seien zwar attraktiv. Allerdings würden sich den Umfragen der ETH zufolge viele Menschen eher für ein selbstfahrendes Privatfahrzeug entscheiden, wenn sie die Wahl hätten. „Die Kombination von hoher Flexibilität und der Möglichkeit, die Zeit im Fahrzeug sinnvoll zu nutzen, macht diese Mobilitätsform sehr attraktiv – insbesondere, wenn alle Familienmitglieder das Fahrzeug nutzen können“, sagt ETH-Professor Kay Axhausen. Laut der ETH-Studie erscheint das fahrerlose Privatauto sogar als dermassen attraktiv, dass es zu einer Mehrbelastung der Strassen kommen könnte. Selbst Nutzer des öffentlichen Verkehrs könnten zum Umstieg auf den automatisierten Individualverkehr verlockt werden.

„Die Annahme, dass der Individualverkehr aufgrund von geteilten, automatisierten Fahrzeugen verschwinden wird, ist falsch“, so Axhausen. Den Ergebnissen der ETH zufolge würden in Zürich in einem idealen Szenario hinsichtlich Nachfrage und Preis rund 3000 automatisierte Taxis benötigt. Axhausen bezweifelt deshalb auch, dass der urbane Verkehr künftig einzig durch einzelne Ridesharing-Unternehmen bedient wird. ssp