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Leilani Farha, UNO-Sonderberichterstatterin zum Recht auf angemessenes Wohnen, hat in diesem Monat vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf über den zunehmenden Einfluss der Finanzmärkte auf Wohnraum gesprochen. Dieser sei einer der grössten Herausforderungen, vor denen der Wohnmarkt heute steht. Die kanadische Anwältin argumentiert, dass der Wohnungsmarkt von internationalen Akteuren der Finanzbranche und grossen Mengen an Geld verändert worden ist. Wohnen werde als Ware betrachtet, Investoren würden damit ihren Wohlstand vermehren, es habe seinen Status als Menschenrecht verloren, äussert sich Farha.

Die Immobilienobjekte auf dem Wohnmarkt haben aktuell einen Gesamtwert von 163 Billionen Dollar, mehr als das doppelte Bruttoweltprodukt. Die aktuelle Entwicklung wird laut Farha anhalten. Es werden immer mehr Luxusobjekte gebaut, es gibt immer mehr leere Immobilien und in sogenannten Hedge-Städten wie Stockholm, Sydney und Vancouver ist es in nur fünf Jahren zu Preisanstiegen von rund 50 Prozent gekommen. Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen werden dadurch aus diesen Städten vertrieben.

Farha fordert konkrete politische Verantwortung, um das Menschenrecht auf angemessenes Wohnen zu verteidigen – auch im Sinne der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Zwangsvollstreckungen sollen gestoppt werden, Wohnraum zu angmessenen Preisen soll Teil von neuen Entwicklungsprojekten werden und Steuereinnahmen sollen für angemessenes Wohnen investiert werden.

Noch wichtiger ist es Farha, eine neues Verhältnis zwischen Staat und Investor zu schaffen, sagt sie in einem Interview mit Citiscope. Es müsse zu Veränderungen auf jeder Regierungsstufe kommen, damit Regierungen wieder die notwendige Autorität erlangen, um Menschenrechte als die wichtigsten Interessen zu etablieren, nicht die Interessen von Investoren. es